Am 18. August 1850 zuckten mehrfach gleißende Leuchterscheinungen über den Himmel, die so hell waren, dass sie selbst im hellen Tageslicht zu sehen waren. Astronomen und andere Wissenschaftler waren nicht in der Lage, das Auftauchen dieser Phänomene zu erklären, die wie eine Mischung aus Blitzen und Nordlichtern erschienen, jedoch in einem unheimlichen, violetten Farbton.
Die „Himmelsfunken“, wie die Menschen die unbekannten Vorfälle bald getauft hatten, wurden mehrere Tage lang auf der ganzen Welt beobachtet, und fast schien es, als könne man sich einfach daran gewöhnen und weitermachen wie bisher.
Bis zu dem Moment, in dem die Meteoriten kamen.
Am 22. August 1850 schlug der erste unbekannte Himmelkörper im Ozean vor Antwerpen ein, was zwar für einige Wellen im Hafenbecken sorgte, aber ansonsten harmlos erschien. Doch mit jeder Stunde wuchs die Anzahl der Steinbrocken, die mit einem violetten Leuchtschweif in die Atmosphäre eindrangen. Teilweise verglühten sie oder zerbarsten in grellen Lichtblitzen, doch mehr und mehr der kosmischen Geschosse schlugen auf der Erde ein. Manche verschwanden dabei in abgelegenen Gebieten, doch einige größere Objekte führten zu schweren Verwüstungen. So zertrümmerte der Einschlag eines etwa 100 Meter durchmessenden Gesteinsbrockens Spaniens Hauptstadt Madrid. Sankt Petersburg erlitt schwere Schäden durch eine wahre Kanonade kleinerer Einschläge. Und nicht zuletzt explodierte ein riesiger Meteorit über dem Königreich Bayern und regnete brennende Partikel herab, die große Teile des Landes in Brand setzten, ohne dass jemand in der Lage gewesen wäre, das seltsam violette Feuer zu löschen.
Das Große Ereignis, The Big Event, L’Événement Majeur, El Gran Evento … unter diesem Namen machte der Sturm aus dem All Schlagzeilen auf der ganzen Welt. Wie lange das kosmische Bombardement andauerte, ist unklar, doch die meisten zeitgenössischen Berichte berichteten von einem Nachlassen der häufigen Einschläge nach etwa vier Wochen. Letztendlich schien der Meteoritenhagel genauso unerwartet zu enden, wie er begonnen hatte. Doch die Welt, die er hinterließ, war eine andere.
Nicht nur hatten sich die pulverisierten Überreste der Gesteinsbrocken wie eine Staubschicht auf viele Gebiete gelegt, sie hatten auch Wasserläufe und Landschaften vergiftet. Menschen und Tiere starben, teilweise auf bizarre Art verändert, in den Wochen und Monaten nach der Katastrophen. Die Ernten des Jahres 1850 und auch der Folgejahre fielen der kosmischen Katastrophe weitestgehend zum Opfer, und es kam zu weltweiten Hungersnöten und Seuchen. Benachbarte Länder, die bislang in Frieden nebeneinander gelebt hatten, führten Krieg gegeneinander, manchmal um des puren Überlebens willen, doch so mancher lange schwelende Konflikt wurde in dieser Situation auch zu einem Großbrand, der Länder und Reiche gegeneinander aufbrachte.
Es dauerte fast zehn Jahre, bis 1959 durch das Gipfeltreffen von Paris wieder ein einigermaßen friedliches Leben in Europa beginnen konnte. Gleichzeitig begann der Wiederaufbau, gegen das Misstrauen untereinander, gegen die Folgen des Großen Ereignisses. Dabei machte man bald einige aufsehenerregende Entdeckungen, über die ich jedoch an anderer Stelle berichten möchte.
Seit jenen Tagen, die jetzt schon über vierzig Jahre zurückliegen, sieht man immer wieder die „Himmelsfunken“, am Tag wie in der Nacht, und es schlagen auch gelegentlich neue Meteoriten auf der Erde auf, doch es gab nie wieder einen Sturm wie im August 1850.
Bild von Rolando Marin auf Pixabay (bearbeitet)
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